Kleines Resümee zur 43. Troll-Rallye

ENDLICH!!

Endlich war es wieder soweit. Wir konnten uns wieder im Rahmen einer „Troll-Rallye“ von Angesicht zu Angesicht sehen, gemeinsam Haubentauchen, Fachgespräche oder nicht so fachliche Gespräche führen und alles das machen, was SAABistis so machen, wenn sie im Rudel auftreten.

Elisabeth und Walther hatten diese Ausfahrt ins Elbsandsteingebirge schon für 2020 fertig geplant, dann kam COVID19 dazwischen und machte alle Planung zunächst zunichte. Der Vorstand entschied dann in weiser Voraussicht, dass das Treffen auch 2021 vorsichtshalber nicht stattfinden sollte, eine absolut gute Entscheidung, die viel Arbeit und Frustration erspart hat. Und dann kam 2022. Kaum noch jemand wollte sich weiterhin zurückhalten, alle waren vermutlich auch schon dreimal geimpft, und manche hatten sogar schon eine COVID19-Infektion überstanden. Das Treffen fand planmäßig statt.

Bereits am Mittwoch fanden sich einige SAABs samt Inhalt bei schönstem Wetter im Burghotel Stolpen ein. Schon die Anfahrt auf Stolpen zeigte einen imposanten Anblick, die Burg stach - alles überragend - sofort ins Auge. Die Wegbeschreibung von Elisabeth und Walther war eindeutig, die Zufahrt über den Poetenweg führte nach wenigen Metern zu mehreren zum Hotel zugehörigen Parkplätzen, deren oberster nur für die SAAB-Freunde Erftkreis reserviert waren. Aus dieser Reservierung ergab sich später noch ungeplant eines der Highlights des Wochenendes.

Wir kamen also am Mittwochnachmittag mit unserem „Roten“ an und stellten ihn auf den Parkplatz. Das Verdeck ließen wir noch offen, sieht ja schöner aus. Nach dem Ausladen des Gepäcks wurde erst mal etwas getrunken, später auch gegessen. Die lange ersehnten Unterhaltungen mit den bereits anwesenden SAABistis gingen bis in den späten Abend. Am nächsten Morgen war das Verdeck des „Roten“ immer noch offen. Oops! Glücklicherweise hatte es in der Nacht nicht geregnet. Der Sturzregen kam ca. 10 Minuten, nachdem das Verdeck geschlossen wurde. Glück gehabt!

Der Donnerstag war noch ohne offizielle Programmpunkte. Im Laufe des Tages bis spät in die Nacht hinein trafen immer mehr SAABs ein. Das schönste Auto am Platz war zweifellos der SAAB 96 von Erich und Ruth, der sich in einem äußerlich fast perfekten Zustand in blaumetallic präsentierte. Auch für die Toppola von Hans und Andy fand sich ein perfekter Parkplatz weiter unten am Hotel mit Zugang zu einer Dusche. Lediglich der Zimmerservice war nachlässig, die Toppola wurde vom Hotelpersonal bei der Zimmerreinigung unverständlicherweise nicht berücksichtigt. Auch ein neues Mitglied konnten wir begrüßen, herzlich willkommen, Stefan aus Düsseldorf, mit deinem roten OG 900 CV mit rotem Dach, aus 1994, dessen Lichtmaschine leider vor Ort Probleme machte, so dass das Auto nicht an der Ausfahrt teilnehmen konnte.

Die Burgführung am Freitagmorgen war unvergesslich. Wo sonst bekommt man in einer so schönen Umgebung Kabarett vom Feinsten geliefert. Die Fremdenführerin war „Olaf Schubert Version 2“. Ihre Art, Sätze nicht zu Ende zu bringen, häufig den Faden zu verlieren, ihre Reaktionen darauf und auch ihr netter Akzent erinnerten sehr an den bekannten Kabarettisten. Nicht so angenehm und wirklich zum Gruseln war die Folterkammer. Da war nicht viel Phantasie erforderlich, um sich vorzustellen, auf welch bestialische Weise Menschen anderen Menschen Schlimmes angetan haben. Aber dann wurde es gleich wieder angenehmer. Wie eine Schulklasse durften wir alle auf Sitzreihen Platz nehmen, und unsere Fremdenführerin dozierte aus dem Stegreif über die Gräfin Cosel. Wir lernten, dass diese als Person sehr fokussiert ihre Ziele verfolgt hatte, wodurch sie dann im Endeffekt viele Jahrzehnte von August, dem Starken, dessen Mätresse sie geworden war, unter Hausarrest gestellt worden war. Auch dass sie zuweilen hysterisch war und ohne größere Menschenkenntnis, und dass sie, um ihren Willen zu bekommen, sich auch schon mal auf den Boden warf und eine Ohnmacht simulierte, ist sicherlich bei vielen hängen geblieben. Später dann stellte sich Hakan bei dem 83 Meter tiefen Brunnen, der in Basalt getrieben worden war, die Arbeit sehr anschaulich vor, die die Brunnenbauer geleistet haben. 25 Jahre lang eine solche Arbeit tun zu müssen, bei der man pro Tag nur zentimeterweise vorwärtskommt, ist sicherlich nicht allzu erstrebenswert. Der Blick vom Aussichtsturm der Burg Stolpen in die Sächsische Schweiz hinein war atemberaubend, man konnte in einiger Entfernung die Tafelberge erkennen.

Danach ging es mit unseren SAABs zum Feldbahnmuseum Herrenleite. Hier erhielten wir einen sehr aufschlussreichen Vortrag über die Geschichte der Feldbahnen allgemein und ganz besonders auch zur Geschichte des Vereins, der diese Feldbahnen heute pflegt. Gegründet wurde der Verein 1981. Zu DDR-Zeiten konnte man nicht einfach so wie in der damaligen BRD einen Transport-LKW mit Beladungseinrichtung für mehrere Tonnen schwere Fahrzeuge mieten. Deswegen musste man sich anderweitig zu helfen wissen. Sehr schön erkennbar war beim Vortrag, dass der Verein immer auf die Hilfe von anderen Institutionen zurückgreifen konnte, ohne die der Erhalt der alten Schätzchen nicht möglich gewesen wäre. Dieser besondere Zusammenhalt zeichnet die frühere Art des Zusammenlebens in der DDR aus. Ein Horror für alle, die sich mit Arbeitssicherheit beschäftigen, war sicherlich das Bild des Feldbahn-Triebwagens, der abgeholt und über handverlegte Schienen eine steile Treppe hinunter auf einen LKW-Anhänger herabgelassen wurde. Aber wie pflegt der Kölner zu sagen? „Ett hätt noch immer jot jejange“ ;-) Offensichtlich trifft das auch für diese Aktion zu. Nach dem Vortrag gab es leckeren selbst gebackenen Kuchen mit Kaffee oder sonstigen Getränken. Danach ging es für uns alle auf die Schiene. Wir fuhren mit einer Feldbahn mit Personentransportanhängern mehrfach auf dem Gelände hin und her. Und hin und her. Und hin und her. Zitat Willem: „Gleich müssen wir alle abspringen, der hört ja gar nicht mehr auf“. Aber dann konnten wir doch noch alle planmäßig den Zug verlassen und zurück ins Hotel fahren.

Wie bereits am Anfang erwähnt, waren die direkt vor dem Hotel befindlichen Parkplätze nur für die SAAB-Freunde Erftkreis reserviert, das wurde durch ein gut sichtbares Schild mitgeteilt. Durch unsere Ausfahrt waren diese Parkplätze natürlich am Nachmittag verwaist. Diese Gelegenheit nutzte ein älterer Herr, Typ Hagestolz, aus und besetzte einen der reservierten Plätze mit seiner massiv aufgepimpten japanischen Reisschüssel. Als wir später zurück kamen, wurde er freundlich von Elisabeth gebeten, den Parkplatz doch bitte wieder freizugeben. Er aber meinte, das wäre nicht sein Ding, er wäre auch Hotelgast, und beließ sein Auto auf dem reservierten Platz. Na gut, kannste nix machen. Später am Abend wollte er dann doch wohl wieder in sein Heim zurück. Er fuhr rückwärts aus der Parklücke heraus und wollte schlauerweise an der schmalsten Stelle der Zufahrt wenden. Rrrummms. Hinter seinem Auto war eine Mauer, die seine Rückfahrt beendete. Also Vorwärtsgang eingelegt, Kupplung kommen lassen, und .... Rrrummms. Auch vor seinem Auto befand sich eine Mauer. Denjenigen von uns, die sich auf der Terrasse des Hotels befanden, bot sich eine unbezahlbare Show, die mit tosendem Beifall quittiert wurde. Irgend jemand meinte „Und noch einmal“. Und dieser Wunsch wurde beim nächsten Rückwärts-Manöver auch prompt von „Hagestolz“ wieder erfüllt. Leider konnte man seinen vermutlich hochroten Kopf nicht mehr sehen, denn er suchte dann ganz schnell das Weite. Interessant wäre sicherlich auch gewesen, die Reaktion seiner Heimleitung auf die Schäden an der Reisschüssel mitzubekommen.

Am Samstag dann kam der Höhepunkt unseres Treffens: die Troll-Rallye. Zunächst aber musste vor der Abfahrt eine Entfernung abgeschätzt werden, bei der die Abweichung vom wahren Wert in die Punktzahl einging. 8,60 Meter war der abzuschätzende Wert, und es gab wirklich eine Fahrzeug-Besatzung, die diesen Wert recht genau getroffen hatte, die späteren Sieger der Rallye, Käthi und Paul-Karl, die gleichzeitig auch schon die Sieger der letzten SAAB-Rallye in Wolfegg-Altann gewesen waren, unterwegs in einem der Schönheit unserer SAABs in nichts nachstehendem BMW-Cabrio. Da zeigt sich konstante Klasse. Auf dem 2. Platz landeten Gabriela und Georg mit ihrem 900 CV aus 1987, auf dem 3. Platz die Ausrichter der letzten SAAB-Rallye in Wolfegg-Altann, Sonja und Thomas, mit ihrem 9-3 CV aus 2009. Die Landschaften, die Elisabeth und Walther für die Fahrt gewählt hatten, waren traumhaft schön, z.B. die Passagen über den ehemaligen Deutschlandring Hohnstein, viele wunderbar kurvenreiche Strecken und weit ins Land reichende Ausblicke in die Sächsische Schweiz, die Fahrt durch das romantische Kirnitz-Tal. Bei der Siegerehrung wurden einige Antworten auf die Fragen von Walther vorgetragen, die zwar nicht korrekt, aber dennoch sehr phantasievoll waren. Es war ein absolut gelungenes Treffen, das Hotel war klasse, das Hotelpersonal extrem nett und hilfreich, die Besichtigungen toll, die Strecke traumhaft, alle Teilnehmer in bester Laune. Danke an alle, die dieses schöne Treffen organisiert haben, allen voran Elisabeth und Walther. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Treffen bei Christian in Hessen.

J.-F Pennings