Weihnachtswochenende in Oeding mit Besuch des Degener Opel Museums

Das diesjährige Weihnachtswochenende in Oeding bot eine besondere Überraschung, den angekündigten Besuch der überwältigenden Opel-Sammlung der Brüder Martin und Wolfgang Degener. Bei trübem Wetter und Nieselregen kommen wir beim D.O.M. am Rande eines Industriegebietes in Vreden an. In der Einfahrt zu einer der Hallen werden wir von einem älteren Autotransporter begrüßt, auf dem 8 Opel-Wracks stehen. Dieser war anlässlich eines Treffens von "Opel-Panoramascheibe" dort aufgestellt worden und anschließend stehen gelassenen. Parallel zur Halle führt uns der Weg zum Eingang eines Büros, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Alte Möbel, Fotos, Ersatzteile. Kein Zweifel, welche Marke hier favorisiert wird. Vom Büro aus dürfen wir in die Werkstatt weitergehen, in dem vier Opel auf Hebebühnen über unseren Köpfen schweben und auf ihren Zusammenbau warten, darunter einer der seltenen Rekord-Sprint aus den späten 60iger Jahren. Wobei die Degeners in jüngerer Zeit immer mehr Fahrzeuge aus Schweden importieren, so auch der privat genutzte rote 9-5 NG der uns am Eingangstor begrüßt.

Während wir an liebevoll dekorierten Biertischgarnituren Platz nehmen und uns mit Kaffee und leckeren Teilchen verwöhnen lassen, erzählt uns Josef Degener Näheres über die Geschichte dieser Sammlung. Eigentlich kann man das, was wir zu sehen bekommen nicht als Museum bezeichnen, da sich die ca. 120 restaurierten Autos eher ab- als ausgestellt präsentieren.

Schon seit dem 17. Jahrhundert gibt es in Vreden eine Schmiede, die zuletzt vom Großvater der Brüder Degener geführt wurde. Als dessen Sohn Anton den Betrieb übernahm, sah er für eine Schmiede keine langfristige Perspektive und gründete einen Betrieb für Elektrotechnik. Hauptgeschäftsfeld war es, Strom in die abgelegenen Bauernhöfe zu bringen, die er natürlich mit dem Auto, einem Opel Olympia besuchte. Opel war in den dreißiger Jahren (mit 37 Prozent Marktanteil im Deutschen Reich) der bedeutendste Autohersteller in Europa und genoss schon damals den Ruf besonderer Zuverlässigkeit. Irgendwann wurde Anton Degener von den Bauern angesprochen, ob er ihnen nicht auch so ein schönes Automobil beschaffen könnte. So rutsche er in den Automobilhandel hinein. Da seine Kunden ja auch lernen mussten, ein Auto zu fahren, bekam er eine entsprechende Fahrlehrerlizenz. Im Krieg wurde der Betrieb komplett zerstört, so dass er 1946 an gleicher Stelle neu aufgebaut wurde. Ab 1947 wurden wieder Opel und von 1948 bis 1954 auch DKW Motorräder und Traktoren (Allgaier und Porsche) verkauft und natürlich auch repariert. 1970 verstarb Anton Degener und sein Sohn Martin übernahm den Betrieb, der 1972 in neu errichtete Betriebsgebäude umzog.

Eines Tages enddeckte Josef Degener einen Opel Olympia, wie ihn sein Vater besessen hatte und kaufte diesen spontan. Das Auto wurde im Autohaus Degener restauriert und steht auch heute noch in gutem Zustand da. Diese Restauration führte zu der Überlegung, dass alte Autos nicht zwingend verschrottet werden müssen und die Brüder Degener beginnen Autos, die sie in Zahlung nehmen zu verwahren. Aber noch denkt keiner an weitere Restaurierungen. Ende der 80er wird es im Autohaus erneut zu eng und ein neues Gebäude muss errichtet werden, dass 1991 bezogen wird. Da in dem neuen Gebäude aus Lärmschutzgründen keine Karosseriearbeiten erlaubt waren, wurde noch eine Halle mit Karosseriewerkstatt im Industriegebiet gebaut. Damals waren auch umfangreiche Karosseriearbeiten noch an der Tagesordnung. Dies änderte sich nach der Wende. Zu stark beschädigte Autos werden seitdem in den Osten exportiert. Die Karosseriewerkstatt war nicht mehr ausgelastet, was schließlich zu der Idee führte, die gesammelten Autos zu restaurieren. Mit der Restauration wird bei Degener grundsätzlich erst begonnen, wenn alle nötigen Teile vorhanden sind. Dazu steht ein umfangreiches Ersatzteillager zur Verfügung, dass wir besichtigen dürfen. Nach Themengebieten sortiert liegen unzählige Teile auf einem Hochregal in der Halle neben der Werkstatt. Darunter warten ca. 50 Opel auf ihre Restaurierung. Durch die Hallen-Tore fällt der Blick aufs Freigelände, wo über 100 weitere mehr oder weniger vollständig ausgeschlachtete Autos nebeneinander stehen. Der Anblick erinnert an die Zeit, als es noch Schrottplätze gab und man mit der Werkzeugkiste in der Hand auf Ersatzteilsuche ging. Ganz hinten stehen unter einem Dach 6 Opel Blitz Feuerwehr-Fahrzeuge, ein weiterer Blitz (LKW) steht quer davor.

Wir gehen weiter auf das Firmengelände auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auch dieses ist voll mit Opel Wracks. Stahlgestelle ermöglichen es, drei Autos übereinander zu stapeln. Endlich fährt das Stahltor hoch und gibt den Blick auf über 100 hochglänzende Autos frei. Nirgends ist ein Staubkorn zu sehen. An den Autos hängen Beschreibungen. Man hört Sätze wie, „So einen hatte mein Vater!“, „Darauf habe ich gelernt!“ „Das war mein Traumauto!“ Ganz vorne stehen die angemeldeten Autos. Darunter auch der schon erwähnte Olympia, mit dem alles begann. Das ganze Opel Programm bis Ende der 70er Jahre ist vertreten. Auch ein Bitter CD hat seinen Weg in die Halle gefunden. Natürlich darf dann ein Diplomat V8 nicht fehlen, auf dessen Technik der Bitter aufgebaut ist. Direkt daneben stehen zur Vervollständigung der KAD-Baureihe ein Admiral und ein Kapitän. Aber auch kleinere Fahrzeuge sind reichlich vertreten. Wir sehen Opel Kadett A bis C, Manta, Ascona, Rekord, eben alles was Opel zu bieten hatte. Auch zwei Blitz Pritschen sind da. Einer ist neu lackiert und bietet einen interessanten Kontrast zu seinem Nachbarn, der zumindest optisch unberührt ist. Diese Patina verhalf ihm zu einem Auftritt in einem Spielfilm über die Nazi-Zeit. Hier durfte er als Juden verkleidete Schauspieler „deportieren“.

Aber Josef Degener hat noch eine Überraschung für uns. Ein weiteres Tor geht auf und gibt den Blick frei in eine Halle, die bis vorne hin vollgestopft ist mit Autos, die auf ihre Restaurierung warten. Auch hier sind die Autos in Gestellen übereinander gestapelt. Grob überschlagen dürften es um die 150 sein. In der hintersten Ecke sind ein paar Autos in eine Plastikhülle eingepackt, in die konditionierte Luft eingeblasen wird. Die Luftfeuchtigkeit ist so eingestellt, dass einerseits die Gummis und Inneneinrichtung nicht verspröden, andererseits aber auch nichts rostet. Durch eine der Hüllen schimmert ein Opel Lotus Omega. Seine 377 PS sieht man ihm nicht an und manch einer mag verwundert auf den Tacho geschaut haben, wenn dieses Auto mit über 280 km/h vorbeizog.

Es wird Zeit sich zu verabschieden und wir fahren zurück ins Burghotel Pass, wo wir vor dem Essen noch ein Bier an der Theke genießen. Da wir vorbestellt haben brauchen wir uns nicht lange mit der Speisekarte zu beschäftigen. Und bald schon kommt die Vorspeise auf den Tisch. Wir genießen die leckeren Speisen und lassen den Abend bei ein paar kühlen "Köpis" ausklingen. Etwas nachdenklich stimmt uns die Frage, was mit den vielen Autos und der imposanten Sammlung technischen Kulturgutes der Marke Opel passiert, wenn sich die Degener Brüder nicht mehr darum kümmern können.

Wir sind glücklich, dass wir die Gelegenheit hatten sie zu sehen und damit auch über unseren Saab-Tellerrand blicken konnten.

Es war wiederum ein schönes. sehr interessantes Clubtreffen im vertrauten Kreis. - UndOeding und das Burghotel Pass ist für uns ohne Frage, wie nach Hause kommen.

(Ulla und Rafael Rienks)